Wie stets nach ihrem Wocheneinkauf, besucht Provinzmadame ihre jüngere Tochter nebenan im Geschäft. Sie hält den Besuch stets kurz, erstens um sie nicht aufzuhalten und zweitens: Weil ständig die Gefahr besteht, dass sie sich in die Haare kriegen. Die Gefahr von Belehrungen steht sofort im Raum, denn auf die Frage: „wie gehts?“ folgt sicher gleich ein: „trink halt nicht zu viel“ oder „ich kann für dich fragen“ und „sag besser nichts mehr“.
Nein, diese Antworten kommen nicht von Provinzmadame, sondern von der Tochter, obwohl beide Töchter, sie als „Besserwisserin“ abstempeln. Dabei meint sie es nur gut, wie alle Mütter halt. Auch von der „Großen“ bekommt sie zu hören: „Wenn du mich fragst, was mein Coach dazu sagte und du antwortest – “ Das hab ich dir doch gesagt“ – und wenn es stimmt: Von dir will ich es nicht hören: Du bist meine Mutter, AUS!
Ist ein Ratschlag etwa doch ein Schlag?
Provinzmadame ist nicht Beratungsresistent, aber sie möchte ihren Töchtern halt Kummer und Leid ersparen. Davon hatte sie im Leben wirklich mehr als genug, sich aber trotzdem, ihre Leichtigkeit bewahren können. Sie muss sich einfach mehr zusammenreißen und ihr Plappermaul halten. Muss halt zuschauen, wie sie sich verrennen und sich ihre Kommentare sparen. Ihre Direktheit im Zaum halten, die sie leider des Öfteren ins Schwarze treffen ließ und damit noch mehr Leid verursachte. Nur eine Mutter kann sich vorstellen was sich da in ihrem Kopf abspielte. Bilder, die sie nächtelang nicht schlafen lassen und Bluthochdruck samt Herzrasen verursachen, obwohl sie Tabletten dagegen nimmt.
Es ist ein Tanz auf dem Eis
Auf dem leider manchmal alle drei einbrechen. Nun zum Verlauf des Gespräches von Oben, es endete wie immer, wieder mal in einer Belehrung, seitens der jüngeren Tochter versteht sich. Diese meint es ja auch nur gut, worauf sich Provinzmadame aber zum wiederholten Male veranlasst fühlt, zu widersprechen und sich zu verteidigen mit dem Satz: „Aber ich bin die Mutter“ und das Gespräch vorm Geschäft endet mit: „Und ich die Tochter!“
Dann nehmen sich beide in den Arm, küssen und verabschieden sich mit: „hdgdl“ bis zum nächsten Einkauf. Sie muss halt endlich mal verinnerlichen:
„Eine Mutter, die ihrer Tochter vor der Hochzeit Ratschläge gibt, handelt ebenso sinnvoll, wie wenn sie einen Goldfisch badete“ – oder wie Gabriele Hilf Harmonie-Therapeutin:
Mutter – mag mich nicht – Mutter – kenn ich nicht – Mutter – brauch ich nicht
Mutter – sehn mich so – Mutter – irgendwo – Mutter – lieb dich so.
Mutter – bin ich nun, werd es besser tun – vergebe dir – Mutter – kann nun in mir Ruh´n.
Kinder – ich bin froh – Kinder – lieb ich so.
