„Wenn du noch eine Mutter hast, so danke Gott dafür“ – damit sang sich „Heintje“ in die Herzen aller Mütter. Provinzmadame war es als Kind ein Rätsel, warum ihre Mama bei den Texten weinte. Auf ihre Fragen antwortete sie nur: „Kleine Kinder am Schoß, Große Kinder am Herzen“. Heut versteht Frau Gertrude, seinen Kindern gibt man alle Liebe, die man zu geben vermag. Diese, wenn die Kinder erwachsen sind, so nicht zurückbekommt. Sie gehen eigene Wege und zeigen uns so, wie „gut“ man als Mutter war. Sind sie aufrichtige und selbständige Erwachsene, hat man es gut gemacht.
Der Kern der Aufgabe
An was kann man sich erinnern und was wurde einem „weiß“ gemacht? Viele Dinge schauen erwachsen anders aus, ob alles wirklich so wahr, kann niemand beweisen. Am ehesten erinnert man sich an seine ersten Male:
Zum ersten Mal, umgezogen, da war Provinzmadame Drei. Allein an der Hausecke stehend, das Nachbarsmädchen kennengelernt und befreundet geblieben, bis sich ihr Schulweg trennte.
Zum ersten Mal, Teenager und länger von Zuhause weg. Niederösterreich, Allentsteig, bei Onkel und Tante. Drei Wochen, dann hielt sie das Heimweh nicht mehr aus. Mit einem Puch 650, dauerte die Heimfahrt damals über fünf Stunden.
Zum ersten Mal, mit einem Jungen allein, verliebt und ein echt schlechtes Gewissen, kurz vor dem Sechzehnten Geburtstag.
Mitten im Leben erste Male
Mit Zwanzig, von Zuhause ausgezogen und mit Einundzwanzig das erste Kind. Eine schmerzhafte Geburt und die Erfahrung: Liebe die so überdimensional ist, dass man der Meinung ist:
„Für ein weiteres bleibt keine Liebe über.“
Nach der Geburt ihrer zweiten Tochter war Provinzmadame Zweiunddreißig und es stellte sich heraus:
Es ist genug Liebe da. Die unendlichen Jahre einer Amour fou, eine Ehe, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.
Das erste Mal, nach der Scheidung spät Nachhause gekommen. Ein lustiger Abend und ohne schlechtem Gewissen.
Das erste Mal, ein entspanntes Weihnachtsfest, kein Stress, keine Streit und keine Sticheleien.
Zum ersten Mal, soweit mit dem Auto gefahren, bis der Benzin alle war. Herrlich 🙂
Zum ersten Mal, das Bewusstsein: Es gibt kein „Unendlich“
Erinnerungen die immer wieder kommen
Ein Sonnenaufgang am Gahberg mit Fünf Jahren und der Sonnenuntergang am Lichtenberg mit Zweiundvierzig.
Zum ersten Mal, einen Menschen sterben sehen, ihre Mutter. Provinzmadame war Sechsundvierzig und „grundelte“ deshalb ein halbes Jahr vor „Schmerz“. Es hat sie noch mehr „abgehärtet“.
Zum ersten Mal, eine Liebe die keine Liebe war. Flucht vor Nähe? Zum ersten Mal, den Kummer seines Kindes miterleben, das einen geliebten Gefährten verlor.
Sich Sorgen zu machen, nimmt dem morgigen Tag nicht seinen Kummer. Er nimmt dem heutigen Tag seine Stärke.
Corrie ten Boom

Für alle die mehr übers „Erinnern“ wissen möchten:
„WEISSE HANDSCHUHE“ von John Kottre – Wie das Gedächtnis Lebensgeschichten schreibt