Tja, früher las ich Geburtsanzeigen, heut sinds Todesanzeigen. Für mich zählt das Heute, daher verschwende ich keinen Gedanken: „An ein Leben danach“, das Leben überlebt ja keiner. Als meine Schwester samt Ehemann ins Pflegeheim kam, hatten wir Geschwister die undankbare Aufgabe ihre Wohnung aufzulösen. Entscheiden, was bleibt und was muss weg. Sich dabei oft fragen, ob man den Menschen, seine Schwester wirklich kennt.
Woran willst Du dich erinnern?
Ans Gebiss der verstorbenen Mutter? Nicht loslassen äussert sich bei manchen wirklich merkwürdig. Ich bin eher die „Wegwerferin“, heb nur auf, wo mir gefühlsbetonte Erlebnisse einfallen. Da gehört das Gebiss meiner Mutter nicht dazu. Ein Bild von ihr steht in der Küche. Komisch, seitdem achte ich darauf, dass wenig Arbeit mit meiner Hinterlassenschaft verbunden ist. Meine Dokumente sind geordnet, „Penner“ aus dem Schrank geworfen und die Wohnung meist aufgeräumt. Eine Freundin hat ein Kleid, dass passt ihr schon mindestens zehn Jahre nicht mehr. Sie meint es ist so schön: „Dann solln sie´s mir halt drauflegen“
Ist das Altersbedingt?
Sich Gedanken darüber machen, wie man die Wohnung verlässt? Nicht sorglos wie früher nach dem Motto: „zieh dir geile Wäsche an“ man weiß ja nie. Sondern: „Soll der Sargtischler auch was davon haben“. Aber, wohin mit den delikaten Dingen, wie den Tschurifetzen und so. Meine Töchter sind nicht mehr so klein, dass eine Verwechslung aufkommen könnte. Wenn ich daran denke, als die Älteste mal beim großen Familienfrühstück in die Küche kam und aufgeregt rief:
„Mama, wo is denn die kleine Raketn, die im Schlafzimmer auf dem Bett lag“– omg.

Sterben ok, ist so und wenn, bitte mit einem Lächeln im Gsicht
Ich hab keine „Rechnung“ mehr offen, bin jederzeit bereit und um einen letzten, guten Eindruck zu hinterlassen. Das heisst, regelmäßig zur Fußpflege und Friseur, Dessous in Schwarz, damits zum Thema passt. Zum Schluss noch etwas schwarzen Humor:
Ein Mensch sieht ein, dass wer, der stirbt, den andern nur den Tag verdirbt.“
Eugen Roth