In den vergangenen zwei Jahren starrte Provinzmadame des Öfteren ungläubig aufs Smartphone. Egal wie sie sich abmühte, auf dem Schrittzähler stand etwas anderes: Zu wenig! Verärgert über sich selbst und die kleine Zahl, die im Vergleich zu anderen, auch noch tausende Schritte weniger anzeigte. Machte sie etwa Größere? Lange Zeit vorher, war sie ständig in Bewegung und hat immer irgendetwas gemacht: Mountainbiken, Wandern, Wirtshaussitzen, Urlaub und mit einem Mal war Schluss. Nun hat sie sich damit abgefunden und es ist ihr egal, weil sie einen Rhythmus gefunden hat, der, wenn ihr alles zu viel wird, für sich: Einen Long- Covid – Day einlegt und „eine unbewegte Frau mimt“.
Da praktiziert sie die „Drei Affen“ –
nix hören, nix sehen, nix reden. Genial, noch nie in ihrem Leben, hatte sie so viele entspannte Phasen und das nur durch: Nix wollen und nix sollen, das ist Erholung pur.
Seitdem hat sich einiges verändert, denn sie bewegt sie nur mehr nach dem Lustprinzip.
Hört auf ihren Körper, der zeigt ihr sowieso, ob er will oder nicht, oder besser, kann oder nicht. Der undefinierbare Laut beim Aussteigen vom Auto sagt ihr außerdem, dass sie kaum ein zweites mal den Vierten Stock hochsprinten wird.
Nein, völlig unbeweglich ist sie nicht und einen Waschbrettbauch hatte sie sowieso nie, aber eine glatte Haut, wie alle Zwanzigjährigen. Die schaut heute natürlich auch anders aus. Ist so, für sie zählt heute was sie tun kann um fit zu bleiben und da entwickelte sich mit den Jahren eine gewisse: „Körperintelligenz“, ihre Empathie konnte sie gottseidank auch schon mit der Muttermilch aufsaugen.
Horch, was kommt von Draußen rein?
Oder besser von Innen? Sich intuitiv ernähren und moderat in Bewegung bleiben. Der Körper sagt und zeigt einem was er braucht, danach sollte man essen und bewegen, so bleibt man automatisch im „Gleichklang“.
Wer sich zwingen muss, ab 17:00 Uhr nix mehr zu essen, sollte es bleiben lassen. Hungerattacken ab 22:00 Uhr, stünden da an der Tagesordnung.
Provinzmadame hat das Glück oder Pech, dass sie ab 16:00 Uhr nix mehr Essen kann. Tut sie es, büßt sie es mit einem Völlegefühl, das der böse Wolf haben musste, nachdem sie ihm die Steine in den Magen legten.
Mit aufgeblähten Bauch und das Gefühl einen mit Beton gefüllten Medizinball verschluckt zu haben, kann sie nicht schlafen und steht auch am Morgen so auf.
Das Mittagessen: Ihr persönlicher Reichsparteitag
Dieses zelebriert sie ausgiebig und zieht es in die Länge, was meist wiederum, Unbeweglichkeit nach sich zieht. Das hat Folgen, wie das Speisen nach 16:00 Uhr, aber ansonsten geht´s ihr aber gut.
Reine geistige Erschöpfung, spürt sie, wenn jemand nicht auf den Punkt kommen kann,, da wünschte sie sich als Anti – Laber – Waffe in die Handtasche: Die „Logorrhoe-Pistole“.
Tja, die Japaner sind clever, dort entwickelten Forscher dieses Ding das Monologe stoppen soll: Kurihara und Tsukada.
Ein handliches Gerät, das die Worte des Gesprächspartners aufzeichnet und in einem zeitlichen Abstand von 0,2 Sekunden wieder abspielt, wie das Echo beim Telefonieren. Mikrofon und Lautsprecher sind so ausgerichtet, dass der „Sprechstopper“, wie eine Waffe auf die Zielperson gerichtet wird, die dann, mit ihrem eigenen Monolog zugetextet wird, hihihi.
Sobald diese hier käuflich ist, trägt sie Provinzmadame garantiert im Schulterhalfter.
„Es ist unglaublich, das wir Menschen, die uns schwer im Magen liegen, irgendwann zum Fressen gern haben“ – Ernst Ferstl