Weiches, Warmes, aus Samt und Plüsch mit hohem Flor. Das lässt Provinzmadame die Kälte leichter ertragen. Wie das Schlohwittchen, mit dem Hermelin verwandt, fühlt sie sich damit als Luxusgeschöpf.
Bei ihren Familientreffen aber, können die Themen nicht unterschiedlicher sein, besonders die, zwischen Mutter und Töchter, wenn sie den Fuchs erblicken. Dabei hatte sie jahrelang darum gebettelt und was hat sie heute davon? Sie traut sich nicht mal vor die Tür mit dem Pelz, aber hergeben oder im Schrank vergammeln lassen, kommt auch nicht in Frage.
Selbstverständlich würde sie kein Fell von einem zu Tode gequälten Tier tragen, aber heutzutage, darf es ja nicht mal mehr „Fake Fur“ sein. Also wurde der Pelz zum „Läufer“ degradiert und dieser Anblick, macht ihr auch Freude.
Nur weil sie den Pelz nicht tragen soll, hasst sie ihn ja nicht, aber sie deswegen gleich „gaga“ schelten?
Die Leidenschaft auf Weiches und Schickes, lässt sie sich nicht vermiesen
Immerhin wurde ihr Tier ja nicht dafür gezüchtet, sondern ganz legal, vom einheimischen Jäger geschossen. Tja, wer die Hühner im Stall abmurkst, ist im Dorf erledigt.
Angefangen hatte alles vor der Hochzeit von Provinzmadame. Da es damals am Lande noch verpönt war, mit einem „ledigen“ Kind in Weiß zu heiraten, machte sie es umgekehrt. Der Mann trug einen hellen Anzug uns Sie, im dunklen Kostüm und genau dazu, wollte sie unbedingt einen Weißfuchs tragen.
Leider nahm der Bräutigam diesen Wunsch nicht ernst genug und brachte ihr ein räudiges Etwas Nachhause: Ein von Motten durchlöchertes Fell, das für Provinzmadame untragbar war. Ein vergammeltes Teil, das der Arbeitskollege am Dachboden seiner Großmutter gefunden und für zwei Automatenkaffee verscherbelt hatte.
Jede Frau, die etwas auf sich hält, wäre hysterisch in Tränen ausgebrochen und würde das, dem Manne auch wochenlang spüren lassen: Mit NEIN – aber zu allem!
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Bis zum Schluss hoffte sie noch, das er sie vielleicht am Hochzeitstag damit überraschen würde. Es war noch Stunde bis zum Standesamt- Termin, dann kam ihre Schwägerin und hielt einen Silberfuchs in den Händen. Im letzten Moment hatte sie diesen von der Großbäuerin im Dorf ausgeliehen. Der Grund, warum Provinzmadame nicht vor Freude, sondern mit Tränen der Enttäuschung am Hochzeitsfoto abgelichtet war.
Der Fuchs aber, der heute den Läufer mimt, war ein Geschenk zum zehnten Hochzeitstag. Vom selben Arbeitskollegen, der glücklicher Weise auch Jäger war, aber unglücklicher Weise für den Fuchs, weil er ihn geschossen hatte.
Wie heißt es: „Man ist der Durchschnitt von den fünf Menschen, mit denen man die meiste Zeit verbringt“. Na da, ist Provinzmadame bestens bedient, denn das sind:
Schwester, Busenfreundin, Sportsfreundin, Kollegin und Pelziges, eine Mischung, die sie höchstens durch Knochenschwund kleiner machen könnte, denn selber, macht sie das garantiert nicht mehr.
Ergo: „Bitte gebt ihr nicht zu wenig, denn Madame fühlt sich als König“