„Wer seine Bestecklade nicht in Ordnung hat, hat auch Chaos in seinem Leben“ – zumindest ist Deutschlands „Aufräumfrau“ Nummer eins davon überzeugt.
Super, erst wars die Jogginghose und jetzt die Bestecklade?
Das musste Provinzmadame natürlich überprüfen und inspizierte ihre Lade in der Küche.
Tja, was soll man sagen, bis auf ein paar Gummiringerl, drei Dosenöffner, ein, zwei abgerissene Knöpfe, ein Korkenzieher, ein Rollmaßband, ein vergessenes Feuerzeug und drei Klammern von Nudelpackungen, ist eigentlich alles in Ordnung.
Handelt es sich doch nur um übliches Kleinzeug, das sich nicht von selber aus dem Staub macht.
Da macht sich Provinzmadame eher Sorgen um das Chaos in ihrem Kopf. Was sich hier drin abspielt, gleicht einer chaotischen Spazierfahrt in der Kleinstadt. Ständig ist wo Stau, die Ampeln grundsätzlich auf Rot und Baustellen sowieso überall. Darum schwinden ihre Wünsche so schnell, wie das Plus am Konto.
Die Gene ihrer Mutter drängen sich vor
Denn ihre Mutter, träumte wöchentlich von einem Wunder, in Form eines Lotto – Sechsers oder Auszahlung einer Versicherung.
Was das betrifft, war sie begeisterte Vertrags-„Abschließerin“, wo sie unter anderem, auch eine Polizze der Adriatischen Versicherungsgesellschaft „RIUNIONE“ besessen hatte. Das Dokument fand Provinzmadame unter der Hinterlassenschaft. Kopfschüttelnd dachte sie:
„Mama, wozu hast du deinen Sanctus gegeben?
Unter diesen Bedingungen, hätte man die Versicherung „Ruinione“ nennen können. Warum?
Naja, jemandem eine Polizze andrehen, die unter einer Klausel Gefahren versichert, wie:
„Beraubungsschäden, Zertrümmerung oder Beschädigung bei Absturz oder Anprall von Luftfahrzeugen und Luftfahrzeugteilen“ –
muss sich doch etwas dabei gedacht haben.
Immerhin wohnte ihre Familie 1969 weder unter einer Luftbrücke, noch hatten sie etwas, dass irgendjemand hätte stehlen wollen, außer, der Dieb hätte einen Faible für Wackeldackel und Zebrafinken.
300.000 Schilling für jede getötete, Verletzte oder an ihrer Gesundheit geschädigte Person
Während der Vertragsunterzeichnung hatte ihre Mutter den Focus garantiert auf die auszuzahlende „Versicherungssumme“ gerichtet und das Geld, gedanklich schon in den Händen.
Das vorher aber, einer erst das zeitliche segnen müsste, ignorierte sie völlig.
Im Gegenteil, regelmäßig versank sie beim Putzen in ihren Tagträumen, worin sie sich vorstellte, was sie mit dem vielen Geld alles machen würde.
Stammt Provinzmadames Lebenslagen-Chaos etwa daher?
Immerhin sagen ihre Erfahrungen und das Wissen mittlerweile, dass es ab 60 nicht weg ist, sondern System hat!
Warum sonst, kostet ihr jede noch so kleine Veränderung eine Stange Geld, weswegen es ja auch ein Durchlaufposten ist.
Denn sind die Zahlen am Konto mal Grün, blinken sie vorher nicht dreimal wie eine Ampel, sondern springen gleich wieder auf Rot.
Außerdem rauben ihr die ständigen Updates auf Handy und PC den letzten Nerv, besonders die Versuche, sie zu verstehen.
Irgendwann müsste doch alles einen Sinn ergeben – nur welchen?
Mittlerweile ist sich Provinzmadame sicher, für sie gibt es anscheinend nur diese drei Weltmächte:
„Die Liebe, das Geld und das liebe Geld“
Ernst Ferstl