Die Kronen Zeitung, auch so eine Geschichte, die Provinzmadame letzten Sommer eine schlaflose Nacht bescherte. Es war Vollmond und sie stand gegen zwei Uhr Morgens am Balkon und starrte in die Gegend. Da bemerkte sie ein Auto, das ihr gegenüber vorm Kreissler angehalten hatte. Ein Mann stieg aus, entnahm aus dem Kofferraum ein Paket und deponierte es im Einkaufs-Wagerl-Unterstand.
Das kam ihr spanisch vor, immerhin weiß man ja, was heutzutage so alles passieren kann. In dem Packerl könnte alles mögliche drinnen gewesen sein, Drogen, Waffen, Geheimpapiere, vielleicht sogar eine Bombe? Gottseidank hatte Provinzmadame zu dieser Zeit ihre „Sitter-Chihuahuas“ zum Aufpassen da. Daher nütze sie die frühe „Gassirunde“, das Packerl zu inspizieren.
Es war weg!
Entrüstet rief Provinzmadame am Polizeirevier an und schilderte ihre Beobachtung. Der Polizist beschwichtigte und meinte: „Wenns nochmal passiert, rufens halt wieder an“.
Selbstverständlich konnte sie die darauf folgende Nacht vor Aufregung nicht schlafen, sondern stand wieder am Balkon. Wie erwartet, geschah exakt das gleiche nochmal.
Ergo, Handy ans Ohr und den „Freund und Helfer“ verständigen. Es dauerte eine Weile, dann bemerkte Provinzmadame den Lichtstrahl einer Taschenlampe, hinter dem Geschäft.
Sie bekam Herzklopfen, denn das Licht bewegte sich langsam aber wackelig auf das „Wagerl-Carport“ zu. Auf einmal wurde es finster. Was war das?
Kurze Zeit später hielt ein Streifenwagen vorm Geschäft. Eine Polizistin stieg aus, machte ihre Taschenlampe an und ging langsam auf den Unterstand zu.
Ein kurzer Aufschrei: HA!
und sie ging flotten Schrittes wieder zurück zum Wagen. Im selben Moment schrillte das Handy von Provinzmadame, die Kollegin war dran und machte den Eindruck, einen etwas belustigten Unterton an den Tag zu legen, indem sie sagte:
„Liebe Frau, alles gut, es ist nur die Kronen-Zeitung“.
Eine gewisse Peinlichkeit kroch in Provinzmadame hoch und sie schwor sich, nie, nie, wieder, wird sie wegen einer solchen Beobachtung die Polizei informieren.
Immerhin weiß man, in welche Schublade Frauen Anfang Sechzig, bei solchen Aktionen gesteckt werden.
Sie ist aber garantiert keine „Kaiser“ vom Gemeindebau, neugierig gelangweilt und frustriert.
Sondern eine Frau, mit viel Fantasie, deren Kopfkino Hallen füllen könnte.
Wie letzten Winter
Da war es gegen halb acht am Abend, als sie die Teelichter am Balkon anzünden wollte. Die Zeremonie dauerte einige Minuten, immerhin hatte sie mehr als fünf Kerzen zu beleuchten. Da hörte sie nebenbei ein Auto am Stand „laufen“, genau vor dem Geschäft, wo im Sommer das Zeitungsfiasko stattgefunden hatte.
Der Motor lief schon circa fünfzehn Minuten, doch sie konnte keinen Menschen im Auto erkennen. Vielleicht hatte der Fahrer einen Herzinfarkt erlitten? Da lief ein Mann auf das Fahrzeug zu, öffnete die Autotür, warf einen kurzen Blick hinein und verschwand wieder.
Provinzmadame schüttelte den Kopf: „So eine Umweltverschnutzung“! und da war er wieder da, ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn.
Tatsächlich ging die Fantasie mit ihr durch. Vielleicht ist das ein Fluchtauto, eines, das man warmlaufen ließ, um nach der Tat schneller abzuhauen, Schurkenpack!
Das muss doch einer anzeigen!
Hoffentlich ist keiner von der „Zeitungs-Gschichte“ am Telefon
Es lief fast so ab, wie im Sommer, denn keine zehn Minuten später fuhr ein Polizeiauto vor und ein Streifenbeamter inspizierte das laufende Fahrzeug. Danach stieg der Gesetzeshüter wieder ins Auto und das Fahrzeug rollte langsam rückwärts in „Deckung“.
Kurze Zeit darauf tauchte der „Läufer“ mit einem zweiten Auto auf und parkte es neben dem „Laufenden“.
Im selben Augenblick fuhr die Polizei vor und verlangte von dem Mann die Papiere. Provinzmadame hörte wie ein Polizist etwas lauter und anscheinend erstaunt fragte: „
Was, alle zwei?!“
Danach stiegen die Beamten ins Polizeiauto und der Mann folgten ihnen mit dem Auto, mit dem er gekommen war.
Provinzmadame weiß nicht was bei dieser Geschichte herausgekommen ist, es muss wohl in Ordnung gewesen sein. Denn das Auto parkte zwar nach wie vor, vorm Geschäft, lief aber nie mehr am Stand.
Von da an schwor sich Provinzmadame, egal was passiert, ab nun behält sie ihre Beobachtungen für sich und sollte doch nochmal was Ungewöhnliches passieren, würde sie mit unterdrückter Nummer anrufen, denn ihre, kennen sie ja leider schon.
Tja:
„Glück ist, wenn du dein Kopfkino nicht mehr brauchst, weil die Realität viel besser ist“
